Zum Magazin

Schlafmangel und Bluthochdruck: eine unterschätzte Gefahr für unser Gehirn

Sowohl Bluthochdruck als auch Schlafstörungen zählen zu den Volkskrankheiten und können jeweils schwerwiegende gesundheitliche Folgen verursachen. Dass sich beide Erkrankungen auch wechselseitig bedingen und sogar verstärken können, wurde in diesem Blogbeitrag bereits aufgezeigt. 

Neuere wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen nun, dass ein dauerhaft erhöhter Blutdruck sowie anhaltender Schlafmangel erhebliche Auswirkungen auf die Gehirngesundheit haben und das Risiko für Demenzerkrankungen signifikant erhöhen können. Demnach beeinflussen unzureichender Schlaf und Bluthochdruck die Hirnstruktur negativ und beeinträchtigen die kognitiven Funktionen. Der nachfolgende Beitrag gibt einen Überblick über die aktuelle Forschung und zeigt die Auswirkungen von zu geringem Schlaf und Bluthochdruck auf das Demenzrisiko.

Bluthochdruck als Risikofaktor für Demenz

Unabhängig vom Schlafverhalten ist Bluthochdruck ein bekannter Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Weniger bekannt ist jedoch, dass ein erhöhter Blutdruck langfristig auch die Gehirngesundheit beeinträchtigen kann. Ein erhöhter Blutdruck kann die Durchblutung des Gehirns beeinträchtigen und dadurch langfristig zu kognitiven Defiziten führen. Diese vaskulären Veränderungen beeinträchtigen die kognitive Funktion und erhöhen das Risiko für vaskuläre Demenz. Besonders gefährlich ist es, wenn der Blutdruck bereits in jungen Jahren erhöht ist, da das Demenzrisiko dann langfristig ansteigen kann.

Dies bestätigt auch eine Analyse vom University College London: Forschende haben herausgefunden, dass Hypertonie bereits Jahrzehnte vor einer möglichen Demenzdiagnose mit negativen Auswirkungen auf das Gehirn einhergeht. Ein starker Anstieg zwischen 36 und 43 Jahren steht im Zusammenhang mit einer Verringerung des Hirnvolumens im späteren Leben. Zudem zeigt sich, dass eine Hypertonie im Alter von 53 Jahren mit vermehrten Schädigungen der weißen Hirnsubstanz in Verbindung steht. Dies verdeutlicht, dass eine konsequente Blutdruckkontrolle in den Jahren zwischen 36 und 53 eine entscheidende Rolle in der Prävention von Demenz spielen könnte.

Auch die Ergebnisse der Herz-Hirn-Studie unterstreichen diese Erkenntnisse: Die Analyse der Daten von über 1.200 Argentinier:innen mit Bluthochdruck im Alter von 21 bis 95 Jahren zeigt, dass 40 % der Teilnehmenden ein erhöhtes Demenzrisiko aufwiesen. Besonders besorgniserregend: Mehr als die Hälfte dieser Risikogruppe (28 %)  waren zwischen 47 und 53 Jahre alt. Das unterstreicht nochmals deutlich die Bedeutung früher präventiver Blutdruckmaßnahmen betont.

Auswirkungen von fehlendem Schlaf auf die Gehirngesundheit

Ein erholsamer Schlaf ist nicht nur für unser Wohlbefinden wichtig, sondern auch essentiell für die Regeneration des Gehirns und den Abbau von Stoffwechselprodukten und Schadstoffen wie Beta-Amyloiden, deren übermäßige Ablagerungen zu neurodegenerativen Erkrankungen wie Alzheimer führen kann. 

So zeigte eine Langzeitstudie, die in Nature Communications veröffentlicht wurde, dass Menschen, die im mittleren Lebensalter (50-60 Jahre) weniger als sechs Stunden pro Nacht schlafen, ein um 37 % erhöhtes Risiko haben, im späteren Leben an Demenz zu erkranken. Dies liegt unter anderem daran, dass dieser regenerative Abbau im Gehirn gestört wird. 

Die doppelte Demenzgefahr: Bluthochdruck und Schlafmangel

Noch problematischer wird es, wenn Bluthochdruck und Schlafmangel kombiniert auftreten. Eine aktuelle Analyse der Framingham Heart Study zeigt, dass Bluthochdruckpatient:innen, die weniger als sieben Stunden pro Nacht schlafen, eine beschleunigte Hirnalterung und ein erhöhtes Risiko für kognitive Beeinträchtigungen aufweisen. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Schlafmangel die negativen Auswirkungen von Bluthochdruck auf das Gehirn verstärken kann. 

Die Studie analysierte Daten von 682 Personen im Alter von durchschnittlich 62 Jahren. Es zeigte sich, dass Personen mit Bluthochdruck, die weniger als sieben Stunden pro Nacht schliefen, schlechtere kognitive Leistungen aufwiesen und in MRT-Scans Anzeichen von Hirnschäden zeigten. Im Gegensatz dazu waren diese Effekte bei Personen mit normalem Blutdruck nicht vorhanden.

Dies legt nahe, dass Schlafmangel die negativen Auswirkungen von Bluthochdruck auf das Gehirn verstärken kann, indem er die Durchblutung weiter einschränkt und neurodegenerative Prozesse begünstigt. Ausreichender Schlaf ist entscheidend für die Regeneration des Gehirns und die Aufrechterhaltung kognitiver Funktionen. Schlafmangel kann zu erhöhtem Stress, Entzündungen und Blutdruckanstieg führen, was wiederum das Risiko für Hirnschäden erhöht. Die Kombination aus Bluthochdruck und Schlafmangel potenziert diese negativen Effekte und kann langfristig zu einer beschleunigten Hirnalterung beitragen.

actensio Erfahrungen von Ferdinand
Erfahrungen mit der actensio App

Präventive Maßnahmen zur Reduzierung des Demenzrisikos

Angesichts der wachsenden wissenschaftlichen Evidenz ist es entscheidend, sowohl Schlafmangel als auch Bluthochdruck gezielt zu bekämpfen. Folgende Maßnahmen könnten dazu beitragen, das Demenzrisiko zu senken:

  • Blutdruckkontrolle: Regelmäßige Blutdruckmessungen und eine frühe Behandlung erhöhter Werte können langfristige Hirnschäden verhindern.
  • Gesunde Schlafgewohnheiten: Eine Schlafdauer von mindestens sieben Stunden pro Nacht sollte angestrebt werden. Schlafhygiene-Maßnahmen wie ein fester Schlafrhythmus und eine schlaffreundliche Umgebung können dabei helfen.
  • Bewegung und gesunde Ernährung: Körperliche Aktivität und eine mediterrane Ernährung können sowohl Bluthochdruck als auch Schlafstörungen positiv beeinflussen.
  • Stressreduktion: Chronischer Stress kann Bluthochdruck und Schlafprobleme verstärken. Entspannungstechniken wie Meditation oder Yoga können helfen, das Risiko zu minimieren.

Fazit

Die aktuelle Forschung macht deutlich, dass Bluthochdruck und Schlafmangel nicht nur isolierte Gesundheitsprobleme sind, sondern in Kombination auch eine erhebliche Gefahr für die Gehirngesundheit darstellen. Insbesondere die frühe Identifikation und Behandlung dieser Risikofaktoren könnte eine entscheidende Rolle bei der Prävention von Demenzerkrankungen wie Alzheimer spielen. Wer sein Gehirn langfristig gesund halten möchte, sollte daher sowohl auf seinen Blutdruck als auch auf ausreichend Schlaf achten.

Vorherigen Beitrag lesen:

Sabia, S., Fayosse, A., Dumurgier, J., Van Hees, V. T., Paquet, C., Sommerlad, A., Kivimäki, M., Dugravot, A. & Singh-Manoux, A. (2021). Association of sleep duration in middle and old age with incidence of dementia. Nature Communications, 12(1). https://doi.org/10.1038/s41467-021-22354-2

Deutsche Herzstiftung. (o. D.). Bluthochdruck-Therapie senkt Demenz-Risiko | Herzstiftung. https://herzstiftung.de/ihre-herzgesundheit/gesund-bleiben/bluthochdruck/bluthochdruck-therapie-demenz

Lane, C. A., Barnes, J., Nicholas, J. M., Sudre, C. H., Cash, D. M., Parker, T. D., Malone, I. B., Lu, K., James, S., Keshavan, A., Murray-Smith, H., Wong, A., Buchanan, S. M., Keuss, S. E., Gordon, E., Coath, W., Barnes, A., Dickson, J., Modat, M., . . . Schott, J. M. (2019). Associations between blood pressure across adulthood and late-life brain structure and pathology in the neuroscience substudy of the 1946 British birth cohort (Insight 46): an epidemiological study. The Lancet Neurology, 18(10), 942–952. https://doi.org/10.1016/s1474-4422(19)30228-5

Cerezo, G. H., Fernández, R. A., Enders, J. E., Vicario, A., De Cerchio, A. E., Cesario, D., Spósito, P., Conti, P., Plunket, R., Romano, J. R. & Patrón, F. R. (2024). Predicting cognitive function and dementia risk in patients with hypertension. Hypertension Research, 47(6), 1728–1734. https://doi.org/10.1038/s41440-024-01650-6

Yiallourou, S., Baril, A., Wiedner, C., Song, X., Bernal, R., Himali, D., Cavuoto, M. G., DeCarli, C., Beiser, A., Seshadri, S., Himali, J. J. & Pase, M. P. (2024). Short Sleep Duration and Hypertension: A Double Hit for the Brain. Journal Of The American Heart Association. https://doi.org/10.1161/jaha.124.035132

Beitrag teilen
fb iconli icontwitter iconmail icon

Weitere Beiträge